Interviews & so
Leben mit Melusine, Bubu und Co. Süddeutsche Zeitung – 17.09.23 von Sabine Bader Martina Baumbach schreibt Kinderliteratur, verfasst "Betthupferl" fürs Radio und veranstaltet Lesungen […] →weiter |
Wie eine neue Geschichte entsteht - am Beispiel von „Der Sommer, als wir reich wurden“ Es ist Wochenende. Trotzdem klingelt der Wecker um halb sieben. Nein, kein Irrtum, ich hab ihn am Abend zuvor selbst so früh gestellt. Ein bisschen schräg ist das schon, ich weiß, aber ich kann nun mal am besten früh morgens schreiben. Wenn draußen vor dem Fenster die Welt ganz neu aussieht und alle im Haus noch schlafen. Statt Frühstück gibt es bloß einen Cappuccino, aber der muss sein. Schnell ins Bad, das muss auch sein, und dann ab an den Schreibtisch. Auf Zehenspitzen schleiche ich die alte Holztreppe hoch in mein Zimmer. Die fünfte und die neunte Stufe lasse ich aus, sie knarzen, und ich möchte niemanden wecken. Doch da ist diese Tante, die mich schon länger beschäftigt - ziemlich reiselustig, ziemlich abergläubisch und ziemlich verrückt. Sie kam mir vor ein paar Wochen in den Sinn. Es schneite und ich schrieb gerade eine Sommerferien-Geschichte, in eine Wolldecke gewickelt, und sehnte mich in den warmen Süden. Da klopfte sie mir auf die Schulter: Tante Affrica. Affrica mit zwei f und c – kein Schreibfehler! - allein deshalb ahnt man schon, dass sie … nun ja, anders ist. Ich reise immer dorthin, wo es mir gefällt, sagte sie. Wie kannst du dir das leisten?, fragte ich, denn mein Konto gab gerade mal einen Zelturlaub im eigenen Garten her. Ich hab eine Erbschaft gemacht, sagte sie geheimnisvoll lächelnd. Wie traurig, antwortete ich. Sie winkte ab. Keine Sorge, es ist niemand, den ich kenne. Ich habe eine Erbschaft im Internet ersteigert … Ihr merkt: Tante Affrica ist wirklich verrückt. Aber eben wunderbar verrückt. Ich hätte früher gerne so eine Tante gehabt. Ich hätte immer noch gerne so eine Tante! Und hier stand sie vor mir, ich hatte sie mir gerade ausgedacht. Nun, und weil so eine Tante natürlich eine Nichte braucht, sonst hätte sie als Tante nicht viel zu tun, habe ich mir auch noch Pim ausgedacht. Pim, die mit ihrem Papa in einem kleinen alten Häuschen lebt, mit einer ähnlich knarzenden Treppe wie die in unserem Haus. Und plötzlich wusste ich, wer unbedingt noch zu diesen Dreien gehört: Frau Dentelly, das genaue Gegenteil von Tante Affrica und ihres Zeichens absolut unsichtbar (zumindest für jeden außer Pim). Ich kenne Frau Dentelly gut. Vor etwa 13 Jahren lebte sie nämlich bei uns. Meine älteste Tochter war damals vier oder fünf und Frau Dentelly begleitete sie immer und überallhin. Irgendwann zog die unsichtbare Dame weiter, vermutlich zu einem Kind, das sie gerade dringender brauchte. Aber jetzt war sie wieder hier, in meinem Kopf und in dieser Geschichte. Tja, im warmen Süden bin ich deshalb natürlich immer noch nicht, trotzdem habe ich eine aufregende Reise vor mir. Nämlich die Geschichte um Pim, Papa, Tante Affrica und Frau Dentelly, die mit der Urne eines Verstorbenen aufbrechen, um dessen letzten Willen zu erfüllen, und um unendlich reich zu werden. Und jetzt will ich endlich anfangen, die Geschichte zu schreiben – ich freue mich unglaublich auf dieses Abenteuer! Schnell noch einen Schluck Cappuccino, die Finger auf die Tastatur und los geht’s! |
Interview zum Bilderbuch „Nie mehr Wolkengucken mit Opa?“ |
Dieses Interview wurde von Münchner Kinderreportern aus Einrichtungen des Netzwerks Leseförderung geführt und erschien im Literaturmagazin "Über die Schulter geschaut ... Kinder besuchen Münchner Autoren, Illustratoren und andere Büchermacher", einem Sonderheft des "Spitzer" |